Veröffentlicht inNiedersachsen

Wetter in Niedersachsen sorgt für große Umstellung! „Die Zeit ist eigentlich vorbei“

Das Wetter in Niedersachsen zeigt wie Sommer geht. Doch für einige bedeuten Trockenheit und Hitze eine große Umstellung.

Wetter in Niedersachsen
© IMAGO / Panama Pictures

Wetter:

So entsteht eine Wettervorhersage

Es ist warm in Niedersachsen: Das Wetter zeigt sich in den letzten Wochen von seiner besten Seite und zeigt, wie Sommer geht.

Doch das Hitze-Wetter und ausbleibender Regen bringen auch eine große Umstellung mit sich – insbesondere für diejenigen Niedersachsen, die einen grünen Daumen haben.

Wetter in Niedersachsen: Gärtnern bei Trockenheit und Hitze?

Angela Rudolf ist Gartenbautechnikerin und Baumschulmeisterin. Die 36-Jährige berät seit zwei Jahren im Auftrag des „Verbandes Wohneigentum Niedersachsen“ Hausbesitzer mit Gärten. Im Fokus stünden häufig Fragen, die mit dem Klimawandel zusammenhingen, sagt die Gartenfachberaterin. Welche Pflanzen vertragen Trockenheit und Hitze? Welche Blumen lieben Insekten? Wie gieße ich wassersparend? Wie dünge ich ohne Kunstdünger? Kurz: Wie gelingt ein grüner, blühender natur- und klimafreundlicher Garten?

+++ Wetter in Niedersachsen: Meteorologe schlägt Alarm – „Alles verschwunden“ +++

„Gerade Neueigenheimbesitzern mangelt es oft an Wissen“, sagt Rudolf und ihr Blick wandert zu dem Schottervorgarten ein paar Häuser weiter, in dessen Mitte eine akkurat geschnittene Buchsbaumkugel steht. „Ich mache den Menschen keinen Vorwurf“, sagt sie, „gerade, wenn man irgendwo neu eingezogen ist, gibt es so viel anderes zu tun als Gartenarbeit.“

SEINE Zeit ist eigentlich vorbei

Deswegen aber den Garten zu versiegeln, Folien zu ziehen, Kies und Schotter aufzuschütten, sei weder umweltfreundlich noch sinnvoll angesichts von Temperaturrekorden, sagt Rudolf. Auch der Landesbund für Vogel- und Naturschutz aus Bayern weist darauf hin, dass Steinschüttungen sommerliche Hitze bis tief in die Nacht speichern: „Geschlossene Vegetationsdecken dagegen kühlen durch Beschattung und Verdunstung und schaffen so auch für den Menschen ein erträgliches Mikroklima.“

Wetter in Niedersachsen
Den Rasenmäher solltest du in Niedersachsen häufiger stehen lassen. (Symbolbild) Foto: IMAGO / blickwinkel

Ach ja, der Rasen. Angela Rudolf seufzt. „Die Zeit des Zierrasens ist eigentlich vorbei“, sagt sie. Wer daran festhalten wolle, solle zumindest seltener mähen. Jeder Zentimeter diene dem Hitzeschutz, weil längere Halme den Boden besser beschatteten. Der Nabu empfiehlt Familien, die Platz für spielende Kinder benötigten, kleine Inseln stehenzulassen und drumherum zu mähen. Über Gänseblümchen, Hahnenfuß und Klee freuten sich auch Insekten.

Darauf sollten Hobby-Gärtner in Niedersachsen verzichten

Und noch etwas sollte nach Ansicht von Gartenexperten der Vergangenheit angehören: tägliches Gießen. „Da sind Pflanzen nicht anders als der Mensch mit der Chipstüte auf dem Sofa: Sie werden faul“, sagt Rudolf und lacht. Besser sei es, nur alle paar Tage zu gießen, dann aber ordentlich, 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter. „So werden die Pflanzen angeregt, tiefer zu wurzeln.“ Hilfreich sei es zudem, den Boden oberflächlich mit einer Kralle zu bearbeiten, dann könne das Wasser besser eindringen. Dieser Effekt kannten schon frühere Generationen: „Einmal hacken spart dreimal gießen.“

+++ A2 Niedersachsen: Vollsperrung! Hier brauchen Autofahrer schon bald Geduld +++

Dass sich klimasensibles Gärtnern auch im Kleinen lohnt, zeigen Berechnungen des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu): Allein deutsche Vorgärten entsprächen zusammengerechnet einer Fläche aller deutschen Naturschutzgebiete. Das Potenzial ist also groß – und vielfach ungenutzt. „Immer noch gibt es im Normalgarten viel zu viel wöchentlich geschnittenen Rasen, zu viel Bemühen um Ordnung“, erklärt der Nabu.

Garten im Kreis Celle leistet Beitrag gegen Klimakrise

Ursula Omme ist stolz auf ihr kleines Naturparadies – und darauf, dass sie einen Beitrag gegen die Klima- und Umweltkrise leistet. „Bei mir im Garten wird deutlich, dass die Natur sensibel und zerbrechlich ist – und wir sie schützen müssen“, sagt sie, während sie aus einem Container hinter dem Gartenschuppen selbstangesetzte Brennnesseljauche schöpft, um ein Beet zu düngen.

Der Weg zum Garten der Zukunft führt vorbei an wuchtigen gepflasterten Auffahrten, grauen Schotterflächen und hohen, schwarzen Kunststoff-Zäunen direkt in das Herz von Bullerbü. Seit vier Jahren wohnt Ursula Ommen in ihrem Schwedenhäuschen im Neubaugebiet des Hambührener Ortsteils Ovelgönne rund elf Kilometer westlich von Celle. Der 660 Quadratmeter große Garten, der zu dem kleinen Holzhaus gehört, ist ein Kleinod inmitten des Wohngebiets, ein verträumtes Paradies aus Stauden, Bäumen, Hecken, Gräsern.


Mehr News:


Es blühen Rosen, Margeriten und Spornblumen, dazu Weißdorn, Liguster und Flieder, Kornblumen, Katzenminze und Akeleien. Insekten summen, Vögel zwitschern – und Angela Rudolf ist voll des Lobes. „Es gibt hier robuste, klimafeste Stauden und Sträucher, eine enorme Artenvielfalt, kaum Versiegelung und befestigte Wege und durch den hohen Bewuchs ein gutes Mikroklima“, sagt sie.

Die 68-Jährige streichelt ihren Hund Henry, einen rotbraunen Cavalier King Charles Spaniel, und deutet auf eine Pflanze namens Wollziest, auch Eselsohr genannt. Die grün-gräulichen Blätter sind seidig behaart, ideal für die vom Aussterben bedrohte Wollbiene, die die Haare als Nistmaterial verwendet. Dass die selten gewordene Bienenart sich bei ihr in Ovelgönne wohlfühlt, freut Omme. Gartenberaterin Rudolf lächelt. „Es ist alles ein Kreislauf- und der Mensch mittendrin“, sagt sie. (jko und dpa)