Dieser Bericht hat Sprengkraft: Umgeht VW den Russland-Sanktionen mit China-Joint-Ventures? Das zumindest behauptet ein Insider.
VW widerspricht dem Vorwurf vehement.
VW: Von China nach Russland?
Der Volkswagen-Konzern unterlaufe EU-Sanktionen gegen Russland und nutze für den Pkw-Export gezielt seine Joint-Ventures in China, behauptet der Insider im ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ am Mittwoch (7. August). Der Redaktion liegt nach eigenen Angaben auch der Chat eines Managers eines chinesischen Joint Ventures vor, aus dem hervorgehen soll, dass Tausende VW-Fahrzeuge von China aus nach Russland exportiert worden sind.
Demnach hätte VW gegen Exportverbote verstoßen! Was sagt der Konzern? Auf ARD-Anfrage gibt VW unautorisierten Händlern die Schuld. Die EU-Kommission hatte ja schon im März 2022 – kurz nachdem die Russen die Ukraine angegriffen hatten – den Export zahlreicher Luxusgüter nach Russland per Verordnung verboten. Dazu zählen seit über einem Jahr nicht nur teure, sondern alle Personenkraftwagen.
Dass die auf dem russischen Markt angebotenen VW-Fahrzeuge aus China kommen, zeigen laut „Plusminus“ die entsprechenden Fahrzeug-Identifikationsnummern. Unter anderem beginnen sie mit „LFV“ – und stehen für den chinesischen Hersteller FAW-Volkswagen.
VW dementiert Berichte
Das Unternehmen mit VW-Minderheitsbeteiligung darf aber nicht ohne Zustimmung aus Wolfsburg nach Russland liefern. Das zeige ein Joint-Venture-Vertrag der Volkswagen AG mit dem chinesischen Partner FAW, der „Plusminus“ vorliegt.
„FAW-VW hat das Recht, das vertragsgegenständliche Fahrzeug in die internationalen Märkte […] zu exportieren, vorbehaltlich der vorherigen schriftlichen Zustimmung von Volkswagen, die nicht unbegründet verweigert werden darf.“
Joint-Venture-Vertrag zwischen VW und FAW, Artikel 12
Auf „Plusminus“-Anfrage erklärte Volkswagen: „Volkswagen Group China und die Joint-Venture-Unternehmen exportieren keine Autos nach Russland. Jegliche anderslautende Berichte haben keine Grundlage und sind schlichtweg falsch.“
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Für den Export von Neuwagen aus China nach Russland macht Volkswagen demnach aber unautorisierte Händler verantwortlich. Der Insider hält diesen Erklärungsversuch für unglaubwürdig. Aus seiner Sicht können unautorisierte Händler keine Geschäfte in der Größenordnung von Tausenden Fahrzeugen abwickeln. „Das kann in China nur über die Global Player laufen. Und das sind die staatlichen Unternehmen und die staatlichen Joint-Venture-Partner von Volkswagen“, sagte der Insider.
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Er berichtete auch von einem Händlernetz der Chinesen in Russland: „SAIC und FAW haben eigene oder nahestehende Unternehmen in Russland, die sie mit diesen Fahrzeugen beliefern. Und die verteilen die Fahrzeuge an die russischen Händler“, sagte der Informant. In den ersten zehn Monaten 2023 seien allein 11.000 Jettas (VW-Submarke in China) nach Russland exportiert worden. Das zeige der Chat eines VW-Joint-Ventures-Managers in China, der „Plusminus“ (Mediathek) vorliegt.