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Experte schießt gegen Ampel: „Versetzen VW beinahe den Todesstoß“

VW steht kurz vor dem Abgrund, vor allem dank der Regierung. Im Interview fordert Peter Bofinger ein schnelles Umdenken, die Uhr ticke.

Die Krise bei VW liege auch in der Verantwortung der Regierung.
© IMAGO/IPON

VW-Beben: Mitarbeiter müssen zittern – Konzern will zuschlagen

Was bisher undenkbar war, ist neue Realität bei VW. Die Konzernspitze denkt über Standort-Schließungen nach. Auch die Beschäftigungssicherung soll fallen. Eine Zeitenwende in Wolfsburg.

Es scheint, als würde sich die Krise bei VW Tag für Tag weiter zuspitzen. Offensiv denkt der Konzern über Werksschließungen nach, Medienberichten zufolge könnten bis zu 30.000 Stellen abgebaut werden. Peter Bofinger, ehemaliger Wirtschaftsweiser unter Angela Merkel, schlägt im Interview jetzt Alarm und zieht die Regierung zur Verantwortung.

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Die deutsche Wirtschaft ist abgehängt – und das liegt vor allem an den Entwicklungen in der Automobilindustrie. Bofinger bezeichnet sie als den inneren Kreis des Wirtschaftsstandorts Deutschland, hier würden sich die Probleme von Industrie und Export summieren. Im Jahr 2023 waren VW, BMW und Co. mit 270,3 Milliarden Euro, einem Anteil von 17,0 Prozent an den deutschen Gesamtexporten, erneut das Zugpferd in Sachen Export. Der Gesamtumsatz belief sich auf 564,2 Milliarden Euro.


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Dass der Wolfsburger Konzern jetzt ins Schleudern gerät, ist für den VWL-Professor der Universität Würzburg daher nicht verwunderlich:

„Jeder dieser Kreise lief einmal gut, so ist es jetzt aber nicht mehr. Der Export dreht sich: Wir haben Protektionismus, die Chinesen versuchen, ihren eigenen Binnenmarkt zu stärken und die Produkte selber herzustellen. Das heißt, sich auf den Export als Schrittmacher der Konjunktur zu verlassen, funktioniert nicht mehr. Auch in der Industrie muss man sehen, dass die Probleme zugenommen haben, vor allem die steigenden Energiepreise und die Dekarbonisierung sind da zu nennen. Und das Gegenstück zu dieser starken Industriefokussierung ist, dass wir in Sachen Digitalisierung, Dienstleistung und Zukunftstechnologie wie Solartechnologie oder Chiptechnologie schwach sind.“

Peter Bofinger im Interview mit unserer Redaktion

In der Folge hätte man die Wende hin zur Elektromobilität „komplett verschlafen.“ Dabei gehe es aber nicht nur um den Motor, sondern in erster Linie um die digitale Infrastruktur. Diese würde Deutschland gar nicht mehr hinbekommen. „Wir sind mittlerweile nicht mehr diejenigen, die das Intelligente liefern, sondern das weniger intelligente im Produkt. Darum gibt es eine extreme China-Fokussierung“, so Bofinger.

VW-Krise: weg mit der Schuldenbremse, rauf mit den Subventionen

Auf der einen Seite müsse VW in der Konsequenz teure Technologie aus China einkaufen, auf der anderen Seite könnten die Chinesen günstiger produzieren, weil sie die benötigen Ressourcen selbst herstellen beziehungsweise gewinnen. Es brauche dringend eine andere Wirtschaftsphilosophie, ansonsten würde die Talfahrt anhalten.


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„Die Idee bei uns ist ja, dass sich der Staat zurückzieht, weil der Staat das Problem sei. Wir brauchen weniger Steuern, weniger Regulierung und wir brauchen mehr Wettbewerb. Lasst den Markt das machen – das ist die Idee. Aber nirgendwo reguliert sich der Markt von alleine, überall steckt viel staatlicher Interventionismus hinter der wirtschaftlichen Entwicklung. (…) Erstmal müssen wir diese Schuldenbremse wegbekommen. Es gibt keine große Volkswirtschaft, die im Augenblick mit ausgeglichenen Haushalten läuft. Die haben alle kräftig Defizite. Das ist die naive deutsche Sichtweise.“

Mit dem krampfhaften Zurückhalten des Geldes würde man „VW beinahe den Todesstoß versetzen.“ Ohne die Bremse könne man in Form von Subventionen „richtig Geld in die Hand nehmen“ und die Versäumnisse aufholen – noch! Länger als fünf bis zehn Jahre habe die Regierung dafür nicht Zeit.



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