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Braunschweig: Beliebter Kult-Laden vor dem Aus – Chefin verzweifelt: „Wir kämpfen weiter“

Das Bowling-Center im Braunschweiger Kultviertel soll schließen. Das drohende Aus trifft nicht nur die Betreiber mit voller Wucht – auch die Gäste sind entsetzt.

Braunschweig
© News38

Das ist die Löwenstadt Braunschweig

Braunschweig ist von der Einwohnerzahl her die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. In der Großstadt im Südosten des Bundeslandes leben knapp 250.000 Menschen. Braunschweig kann auf eine große Historie zurückblicken.

Das wäre eine Art Zäsur! Seit 45 Jahren rollen an der Wallstraße in Braunschweig die Bowlingbälle. Doch damit soll bald Schluss sein! Schon Ende Juni!

Die Chefin des Bowlingcenters in Braunschweig ist fassungslos – sie versteht nicht, warum hier Feierabend sein soll. Zehn Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Und der Vermieter sieht alles anders.

Braunschweiger Bowling-Center bangt

Das Bowling-Center in Braunschweig gibt es genau so lange wie das Parkhaus, unter dem es wohnt und zu dem es mietrechtlich gehört: Seit 1978. Danach gab es immer wieder Höhen und Tiefen. 2007 war der Laden insolvent, sagt Rolf Ohlendorf im Gespräch mit News38. Er hatte das Center damals übernommen. Ohne ihn hätte es den Laden nicht mehr gegeben, sagt er. „Der wäre zugemacht worden. Fertig aus.“ Vier Jahre später hat er seine Tochter Nadine zur neuen Chefin gemacht.

Vor einigen Jahren dann wanderte das Parkhaus an die Contipark GmbH aus Berlin. Das Parkhaus sei damals in einem jämmerlichen Zustand gewesen, heißt es. „Das hier war ein Drogen-Umschlagplatz. Du hast im Treppenhaus die Fixernadeln mit Blut gefunden“, erzählt Ohlendorf. Dann sei noch dazugekommen, dass es durch das Parkhaus durchgeregnet habe: „Wir hatten hier von Bahn 1 bis Bahn 20 eine Tropfsteinhöhle.“

Nadine und Rolf Ohlendorf kämpfen um ihr Center. Unter anderem haben sie eine Unterschriftenliste ausgelegt. Foto: News38

Vom Vermieter habe es damals geheißen, das sei eigenes Risiko. Auf Anraten seiner Anwälte habe er dann weniger Miete bezahlt. Und tatsächlich habe sich in dem kultigen Bowling-Center nach sechs Jahren was getan: Das Parkhaus wurde saniert. „Dann war hier Ruhe. Seitdem war alles super“, lobt Ohlendorf.

Man habe auch immer versucht, sich durchzuschlagen. Zig Stunden Arbeit, Kraft und Nerven investiert. Und Liebe. Man habe alles etwas modernisiert – so weit es ging. Zuletzt 2018. Als Nächstes wären die alten Toiletten und der Billard-Raum dran gewesen. Darüber habe Contipark sich auch sehr gefreut. Der Mietvertrag sollte langfristig verlängert werden: „Das machen wir, gar kein Problem“, habe es geheißen. Eigentlich sei alles in der Spur gewesen: „Was nicht kam, war der Mietvertrag.“ Immerhin: Ein Jahr länger durfte das Bowling-Center dann noch bleiben. Aber dann kam es zum Knall!

Braunschweig: Hat es sich ausgekugelt?

„Wir haben erst gar nichts gehört – und bekamen dann im vergangenen Februar knallhart die Kündigung. Zack!“ Danach sei der Vermieter quasi unerreichbar gewesen. „Da ist erst keiner mehr ans Telefon gegangen. Und wenn, dann wurden wir immer vertröstet.“ Dann sei es noch schlimmer geworden: „Das sei ja so schlimm und marode hier, dass du als Gast Angst haben musst, von der herabfallenden Decke erschlagen zu werden“, habe es geheißen. Die Halle müsse von Grund auf entkernt und repariert werden.


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In zwei oder drei Jahren könne die Bowling-Bahn ja wieder rein. Von Contipark habe sich niemand mehr blicken lassen. Trotz aller Angebote, sich hier weiter zu engagieren. Vieles zu erneuern. Pikant: Einem angeblichen Interessenten habe der Vermieter ein Angebot zur Nachnutzung gemacht, behaupten die Ohlendorfs. Überprüfen lässt sich das nicht. Nadine und ihr Papa haben Angst. Aufgeben? Nein! „Wir kämpfen weiter“, sagen sie zu News38. Zu Hause seien auch schon Tränen geflossen, gibt Nadine zu. „So blöd es klingt, aber es würde sich besser anfühlen, wenn wir insolvent wären. Dann hätten wir wenigstens was falsch gemacht.“

Vor allem am Wochenende tummeln sich hier Hunderte Gäste. Foto: News38

Denn es laufe nach der Corona-Zwangspause „so gut wie noch nie“ im Bowling-Center. „Die Leute überrennen uns fast. Vor allem am Wochenende ist es richtig voll“, sagen Vater und Tochter. Die Maschinen hinten seien zwar sehr alt, liefen aber ohne Probleme. Auch der Bowlingverband Niedersachsen sei immer wieder begeistert und gerne zu Gast auf der Bahn im Kultviertel. Dass die Braunschweiger ihre Bowlingbahn lieben, sieht man auch schon an der Resonanz auf die ausliegende Unterschriftenliste. Dutzende Gäste haben unterschrieben. Sie alle wollen, dass das Center bleibt.

Braunschweig: Vermieter widerspricht

Und was sagt der Vermieter? Die Contipark GmbH widerspricht der Darstellung: „Wir haben mit dem Eigentümer des City-Bowlingcenters in zahlreichen Gesprächen über viele Jahre hinweg immer wieder nach einer gemeinsamen Basis für eine langfristige Zusammenarbeit gesucht, diese aber nie finden können“, hieß es auf News38-Nachfrage.

Daher habe man von seinem Kündigungsrecht Gebrauch gemacht und den Gewerbe-Mietvertrag im Februar 2022 gekündigt. „Die Kündigung erfolgte formal einwandfrei und rechtzeitig im Rahmen der Kündigungsfrist. Daraufhin gab es lange Zeit keinen Kontakt vonseiten des Gewerbemieters, der nun das Gespräch sucht.“ Und dann noch ein Satz, der Hoffnung macht: „Für dieses standen und stehen wir nach wie vor zur Verfügung.“ Vielleicht überlebt das Bowling-Center in Braunschweig also doch noch?!