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Schule in Niedersachsen: Präsenzunterricht nach den Sommerferien – es hagelt direkt Kritik
Nach den Sommerferien sollen Niedersachsens Schulen in einen geregelten Alltag finden.
Dazu dient auch Präsenzunterricht.
Das Ministerium will Lerndruck rausnehmen und Unterstützungsangebote schaffen.
Vielen reichen die Pläne aber nicht aus.
Hannover.
Niedersachsens Schulen werden nach den Sommerferien mit Präsenzunterricht und Schutzmaßnahmen ins neue Schuljahr starten.
Die Testpflicht wird bis Ende September beibehalten und die Maskenpflicht in den Schulen gilt weiter – bei einer Inzidenz über 35 auch während des Unterrichts, wie Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag in Hannover sagte.
Niedersachsens Schulen beginnen nach Ferien mit Präsenzunterricht
Schulen sollten sich außerdem weiterhin regelmäßig ans Lüften halten. „Es steht für mich ganz oben auf der Agenda, dass die Bildungs- und Abschlusschancen unserer Schülerinnen und Schüler gewahrt und vergleichbar bleiben zu den Vorjahren. Niemand muss sich Sorgen machen um sein Kind“, versicherte Tonne.
„Das nächste Schuljahr bietet große Chancen, die Auswirkungen der Pandemie aufzuarbeiten und die Schülerinnen und Schüler ankommen zu lassen.“ Deshalb beginne das Schuljahr mit einer prüfungsfreien Phase, die für Projekte und für das Wiederholen von Unterrichtsstoff genutzt werden könne.
Der Minister sprach von veränderten Rahmenbedingungen, die für das kommende Schuljahr gelten würden. Das Impfen sei dabei ein wichtiger Faktor. Mindestens 86 Prozent der Lehrkräfte hätten bereits eine Erstimpfung erhalten.
Wenn sich die Infektionslage allerdings mit der befürchteten vierten Welle möglicherweise verschlechtert, sind Einschränkungen im Schulbetrieb weiter denkbar. Vorstellbar seien tägliche Schnelltests oder Maskenpflicht auch im Unterricht. Vier Wochen und zwei Wochen vor dem Schulstart ist jeweils eine Lageeinschätzung geplant.
Niedersachsens Schulen bekommen Extra-Geld
Eine Herausforderung ist laut Tonne das Ab- und Ausgleichen von Lernständen der Schülerinnen und Schüler. Dafür würde jede Schule ein Sonderbudget erhalten. Mit dem Geld sollen Schulen unter anderem Unterstützungsangebote finanzieren können, bei denen etwa Lehramtsstudierende, pensionierte Lehrkräfte und Nachhilfelehrer hinzugezogen werden können. Luftfilter ersetzen nach Angaben von Tonne keine einzige Maßnahme. Lüften könne nicht durch mobile Geräte ersetzt werden. Diese könnten auf mittel- und langfristige Sicht gesehen an einzelnen Schulen, aber nicht flächendeckend eingesetzt werden.
Niedersachsen: Harsche Kritik an Schul-Plänen
Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Björn Försterling, nannte den Plan des Kultusministers ernüchternd. „Minister Tonne hat es zudem erneut versäumt, seine ablehnende Haltung gegenüber Luftreinigern und Belüftungssystemen zu überdenken und die Ausstattung der Schulen über das Bundesprogramm hinaus zu unterstützen“.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warf dem SPD-Politiker vor, er ignoriere den notwendigen Bedarf an Investitionen für Personal, Ausstattung und Räumlichkeiten. „Es fehlen noch immer feste Zusagen des Ministers, wie die bestehenden Mängel bei Personal, Ausstattung und Räumlichkeiten kompensiert werden sollen. Schöne Worte reichen schon lange nicht mehr“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth.
Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg bezeichnete den Plan als unverständlich. „Gerade mit Blick auf die Delta-Variante braucht es mehr Antworten, um Kinder und Jugendliche besser schützen zu können. Hierzu sollte die Impfdebatte dringend erneut eröffnet werden, denn das Virus sucht sich die Wege zu den Ungeimpften.“ Zudem bräuchten die bereits jetzt strapazierten Schulen noch vor Ferienbeginn Planungssicherheit.
Der Philologenverband Niedersachsen bemängelte den von Tonne vorgestellten Plan, weil er Lernrückstände nicht behebe. „Die Lücken müssen geschlossen werden, sonst potenzieren sich die Probleme in den Folgejahren, gerade bei denjenigen, die in der Pandemie auf der Strecke geblieben sind“, erklärte der Verband. (dpa)