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Israels Finanzminister: Hungertode in Gaza „gerechtfertigt“

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich fordert einen Stopp der Hilfslieferungen nach Gaza. Hungertote würde er in Kauf nehmen.

© IMAGO/ZUMA Press Wire

Israel droht Iran im Falle eines Angriffs mit "Konsequenzen"

Angesichts der zunehmenden Spannungen mit dem Iran haben die israelischen Streitkräfte mit Vergeltung gedroht, sollte die iranische Revolutionsgarde Israel angreifen. Militärsprecher Daniel Hagari sagte, Israel sei bereit sich zu verteidigen, aber auch anzugreifen.

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich, bekannt für seine nationalistischen Ansichten, hat erneut für Schlagzeilen gesorgt. Auf einer Konferenz in Yad Binyamin, organisiert von Israel Hayom, kritisierte Smotrich die Hilfslieferungen nach Gaza scharf und forderte deren sofortigen Stopp.

Er ging sogar so weit, mögliche Hungertode in Gaza als „gerechtfertigt und moralisch“ zu bezeichnen, wie unter anderem „The Times of Israel“ und der britische „Guardian“ berichten.

„Wir haben keine andere Wahl“

In seiner Rede erklärte Smotrich: „Wir lassen Hilfslieferungen hinein, weil wir keine andere Wahl haben.“ Er betonte, dass die aktuelle globale Situation es Israel nicht erlaube, einen Krieg zu führen, der zwei Millionen Zivilisten verhungern ließe. „Niemand wird zulassen, dass wir zwei Millionen Zivilisten verhungern lassen, auch wenn das gerechtfertigt und moralisch sein könnte, bis unsere Geiseln freigelassen werden.“

Smotrich argumentierte weiter, dass die Hilfslieferungen vor allem der Hamas zugutekämen, da diese die Lieferungen plündere. „Humanitäre Hilfe im Austausch gegen Humanität ist moralisch gerechtfertigt, aber was können wir tun? Wir leben heute in einer bestimmten Realität, wir brauchen internationale Legitimität für diesen Krieg“, erklärte er. Seine Worte sorgen international für Aufsehen.

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Ein Hardliner in der Kritik

Bezalel Smotrich ist seit 2022 Finanzminister und Vorsitzender der rechtsextremen Partei „Religiöser Zionismus“. Gemeinsam mit dem Minister für öffentliche Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, hat er sich als einer der schärfsten Kritiker von Premierminister Benjamin Netanjahu positioniert. Beide Politiker drohten wiederholt, die Koalition zu sprengen, sollte Netanjahu Verhandlungen mit der Hamas aufnehmen.

Nach den Terrorangriffen vom 7. Oktober 2023 entschied sich Netanjahu bewusst, Smotrich und Ben-Gvir nicht in das Kriegskabinett aufzunehmen. Laut Berichten israelischer Medien wollte er damit verhindern, dass die beiden Hardliner zusätzlichen Einfluss gewinnen.

Befreiung von Geiseln „nicht das wichtigste Ziel“

Smotrich sorgt immer wieder für Empörung. Bereits im November 2023 bezeichnete er die Bewohner des Westjordanlands als „zwei Millionen Nazis“. Im Februar 2024 erklärte er in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender KAN, dass die Befreiung der Geiseln im Gazastreifen nicht das wichtigste Ziel Israels sei. Stattdessen habe die Zerstörung der Hamas oberste Priorität.

Diese Äußerungen brachten ihm scharfe Kritik ein, unter anderem von Oppositionsführer Jair Lapid, der sie als „moralische Schande“ verurteilte.



Vorbereitung auf mögliche Vergeltungsangriffe

Israel bereitet sich aktuell auf mögliche Vergeltungsangriffe vor. Die Tötung des Hamas-Anführers Ismail Hanija hat die Spannungen weiter verschärft. Die israelische Regierung rechnet nun mit Angriffen durch den Iran und die Hisbollah. Berichten zufolge bereiten sich die israelischen Streitkräfte auf mehrtägige Auseinandersetzungen vor.