Wolfsburg.
Wer an freilebende Pferde denkt, hat wahrscheinlich das Idealbild vor Augen: Wilde Mustangs, die über endlose Weiten galoppieren – ein Privileg, das vier „Wildpferde“ aus Wolfsburg nicht genießen.
Seit 2004 leben die Konik-Stuten im Naturschutzgebiet Ilkerbruch. Vor wenigen Tagen tauchte ein Video in den sozialen Netzwerken auf, dass die Tierschützer aus Wolfsburg aufhorchen ließ. Tierquälerei in der Stadt? News38 hat sich mit einem Hufschmied aus der Region unterhalten und ist der Sache auf den Grund gegangen.
Wolfsburg: Hufschmied erklärt Risiken
Eine Passantin konnte bei ihrem Spaziergang im Naturschutzgebiet Ilkerbruch nicht wegschauen, als sie die viel zu langen Hufe der Koniks sah. Deshalb filmte sie eine der Stuten und suchte über soziale Netzwerke Hilfe.
Die Fehlbildung wird als Schnabelhuf bezeichnet und ist extrem gefährlich. Wie ein Hufschmied aus der Region gegenüber News38 bestätigt, kann es dadurch zu Veränderungen an den Sehnen- und Bänderapparaten kommen. Der Bewegungsmechanismus wird beeinträchtigt, sodass die Tiere nicht mehr vor Gefahren, wie zum Beispiel Wölfen, fliehen können.
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Das sind die Wildpferde aus Wolfsburg:
- vier Konik-Stuten
- leben seit 2004 im Naturschutzgebiet Ilkerbruch
- Projekt dient als Ausgleich für Bauprojekte von VW
- Pferde pflegen mit Auerochsen rund 40 Hektar Grünfläche
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Außerdem steigt die Gefahr von Krankheiten. Neben Arthrose, Gelenksentzündungen und Hufrehe kann sich auch das Hufbein absenken. Das endet bei Pferden meist tödlich, da sie als Fluchttiere auf ihre gesunden Beine angewiesen sind.
Wolfsburg: DARUM ist Schmied-Termin problematisch
Die „Wolfsburger Allgemeine Zeitung“ (WAZ) hat sich mit dem zuständigen Landwirt Uwe Bendlin getroffen. Er vergewisserte, dass die Tiere bereits eingefangen seien. Ein früherer Besuch des Schmieds sei nicht möglich gewesen, da die Pferde einerseits sehr scheu seien und sich schlecht Halftern lassen. Andererseits seien die Wiesen zum Arbeiten zu nass gewesen.
Die Pferde sollen so wenig Menschenkontakt wie möglich haben. „Bei wirklichen Wildpferden in der Natur ist es natürlich nicht erforderlich einzugreifen“, erklärt uns der Hufschmied. „Die Pferde im Ilkerbruch sind ja aber keine wirklichen Wildpferde, sondern werden nur wild gehalten. Das Gebiet in dem sie leben ist viel zu klein, als dass sie sich dort wie ein Wildpferd verhalten und bewegen würden.“
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Wo sind die Stuten aus Wolfsburg?
Bendlin erzählt gegenüber der WAZ, dass sich die vier Stuten lange Zeit ihre Zehen selbst auf der rund 40 Hektar großen Fläche abrieben. Erst seit wenigen Jahren müsse die Hufpflege durch einen Schmied übernommen werden, da sich die Naturgegebenheiten verändert hätten.
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Eine News38-Leserin informierte die Redaktion darüber, dass die Stuten seit Mittwochnachmittag nicht mehr im Ilkerbruch stehen. Es bleibt also abzuwarten, ob sie bald mit kurzen Hufen wieder durch das Naturschutzgebiet galoppieren können. (mbe)