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VW & Co. geraten nach tödlichem Frachter-Drama unter Druck – „Eine sehr riskante Geschichte“

Seit Mittwoch brennt ein Autofrachter auf der Nordsee. Direkt werden wieder Forderungen an VW & Co. laut.

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© dpa-Bildfunk

VW und seine Töchter - das sind die Marken

Zum Volkswagen Konzern gehören viele weitere bekannte Automarken. Wir stellen die bekanntesten VW-Töchter vor.

Das Drama auf der Nordsee nimmt seinen Lauf.

Umweltschützer fühlen sich einmal mehr bestätigt. Sie appellieren an Autobauer wie VW & Co. – aber nicht nur an sie. Das Ganze geht noch viel weiter…

VW & Co. verschiffen Tausende Autos

„Die Reeder müssen ihre Schiffe auf den neuesten Stand bringen, was die Sicherheits-Vorkehrungen für den Transport von Elektro-Autos angeht. Aber auch die Auto-Industrie muss alles dafür tun, dass ihre Fahrzeuge sicher transportiert werden können, mit den großen Frachtern über die Meere“, sagt Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace im Team Meeresschutz, zu News38. Da gebe es ja auch verschiedene Möglichkeiten – Bodenfreiheit zum Beispiel, damit die Batterien nicht beim Beladen kaputtgehen können.

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Inwiefern E-Autos „gefährlicher“ sind als Verbrenner – das könne er nicht sagen. Die Statistiken sagten ja, dass Elektro-Fahrzeuge nicht häufiger in Brand geraten. „Aber wenn, hat man das Problem, dass diese Batterien einen Haufen Energie in sich haben, die dann frei wird. Und das ist dann nicht so einfach zu löschen“, so Santen.

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Manfred Santen ist Chemiker bei Greenpeace im Team Meeresschutz. (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa | Johannes Schmitt-Tegge

„Mein erster Gedanke war, dass wir da eine hohe Verkehrsdichte haben auf der Nordsee. Ich erinnere an das Schiff ‚MSC Zoe‘, das 2019 Hunderte Container verloren hat und das Wattenmeer gefährdete. Wir sind auch aktuell sehr aktiv hier, was Gas-Bohrungen angeht. Weil wir denken: Je mehr Plattformen man hierhin stellt, umso mehr Havarien passieren – das ist dann schon eine sehr riskante Geschichte, die hier passiert“, sagt der Umweltschützer. Durch den weltweiten Handel und den zunehmenden Schiffs-Verkehr werde die Gefahr vor Havarien jedenfalls nicht kleiner.

Experte warnt: „Gefahr für Organismen“

Sollte die „Fremantle Highway“ tatsächlich sinken, wäre das eine Katastrophe für die Umwelt: „Das Schiff hat, glaube ich, rund 2.800 Tonnen Treibstoff – also so eine Art Schweröl – geladen. Hinzu kommt noch der Treibstoff der ganzen Verbrenner-Autos. Wenn das alles frei werden sollte, ist das natürlich eine große Gefahr für alle Meeres-Organismen. Das wird dann auch mit der Strömung in Richtung Deutsche Bucht gelangen. Man kann zwar nicht sagen, wo genau es landen würde. Aber das Wattenmeer ist ein hochsensibles Ökosystem und wäre extrem gefährdet“, warnt der Experte von Greenpeace.

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Aber auch ohne, dass die „Fremantle Highway“ sinkt, habe das Unglück bereits Folgen für die Natur: Schon jetzt verbrenne nachweislich jede Menge Kunststoff. Santen warnt: „Da werden jede Menge Schadstoffe freigesetzt und durch die Luft verbreitet. Auch, wenn das hier kein bewohntes Gebiet ist, ist das eine schwerwiegende Geschichte. Kunststoffe landen auf dem Meeresboden und zersetzen sich immer weiter, bis sie Mikroplastik sind. Das ist noch eine zusätzliche Gefahr.“

Nabu zeigt sich ebenfalls besorgt

Auch der Naturschutzbund (NABU) zeigt sich besorgt. „Wir schauen als NABU mit großer Sorge ins Wattenmeer von Ameland“, postet der Umweltbund auf Twitter und macht auf die Risiken für den Nationalpark aufmerksam.

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Schon jetzt wird vor allem in den sozialen Medien wieder auf die vermeintlich so störungsanfälligen E-Fahrzeuge gezeigt. In so manch einem Auto-Forum herrscht Häme pur. Dabei zeigen unter anderem die Schadensverläufe des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, dass es bei Stromern im Vergleich zu Verbrennern keine großen Unterschiede gibt.

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VW & Co.: Stromer nicht gefährlicher

Das macht auch Dirk Ameer, Sprecher von VW, auf Nachfrage von News38 nochmals deutlich: „Unsere Fahrzeuge sind unabhängig von ihrer Antriebsart sicher. E-Fahrzeuge sind im Betrieb genauso wie beim Transport sicher. Sie unterliegen strengen Vorschriften und Qualitätskontrollen.“ Zudem gehe von E-Autos keine größere Gefahr gegenüber konventionellen Antrieben aus. „Generell nicht und auch nicht beim Seetransport“, so Ameer weiter. Daher gebe es keine speziellen oder von Verbrennern abweichende Transportvorschriften. VW arbeite eng mit Reedereien und Organisationen zusammen, um weitere Verbesserungen auf See zu erreichen

„Für uns steht die Sicherheit unserer Fahrzeuge an oberster Stelle. Im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen ist die Sicherheit von Elektrofahrzeugen laut ADAC häufig besser. Im Euro-NCAP-Crashtest ist bislang kein Elektroauto negativ aufgefallen“, sagt der VW-Sprecher abschließend.

VW & Co.: Schäden nicht häufiger oder teurer

Schäden durch E-Autos sind also weder häufiger noch teurer. Kfz-Versicherer konnten bisher zudem keine Auffälligkeiten wie häufige Batterie-Brände feststellen. Das bestätigt auch Mario Klemmer (Experte für Sachversicherungen bei der Öffentlichen in Braunschweig) im Gespräch mit News38. Das Thema E-Mobilität sei noch vergleichsweise neu. Aber weil ja auch immer mehr Stromer und Hybrid-Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs seien, kämen logischerweise mehr Schadensmeldungen bei der Öffentlichen an. Das Ganze sei aber noch im Fluss. „Wir beobachten das und den Markt genau. Auch die E-Autos aus China.“

Klemmer betont aber mehrfach: „E-Autos brennen nicht häufiger als andere Fahrzeuge. Mir persönlich ist zum Beispiel kein solcher Brand bekannt hier. Aber: E-Autos brennen länger und sind schwieriger zu löschen – wenn man überhaupt dran kommt. Eine Batterie zu fluten, wie man das muss, ist natürlich auf so einem Schiff bei der Hitze-Entwicklung extrem schwer. Ich muss ja erstmal rankommen.“

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Mario Klemmer ist Abteilungsleiter für das Produktmanagement der Sachversicherung der „Öffentliche Versicherung Braunschweig“. Foto: Öffentliche Versicherung Braunschweig

Was Versicherungen bei E-Autos auch beschäftige: Normale Schäden. Weil nicht jede Werkstatt Experten und Material habe, um das Auto zu reparieren. „Und wenn dann wirklich mal eine Batterie defekt ist, muss das Auto separiert geparkt werden. Weil man befürchten muss, dass das Fahrzeug anfängt zu brennen.“

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Hintergrund der ganzen – leider im wahrsten Sinne des Wortes – mal wieder aufflammenden Debatte: Der Mega-Autofrachter „Fremantle Highway“ war am Mittwoch (26. Juli) vor der niederländischen Küste in Brand geraten. Die ökologische Zeitbombe tickt. Von den geladenen 3.783 Autos sollten anfänglich nur 25 E-Autos sein. Diese Zahl wurde bereits nach oben korrigiert. Jetzt spricht man von rund 500 elektrischen Fahrzeugen. Eines davon soll den Brand ausgelöst haben – ganz klar ist das bislang aber gar nicht. Wenn auch wahrscheinlich. Auch noch unklar: Welche Marken und welche Modelle genau an Bord sind.

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Ein Foto, das von einem Flugzeug der niederländischen Küstenwache aus gemacht wurde, zeigt den brennenden Frachter „Fremantle Highway“ in der Nordsee. Foto: dpa-Bildfunk

Hoffen und Bangen vor niederländischer Küste

Der imposante Autofrachter ist umgeben von Schleppern und Löschbooten, ab und zu kreist darüber ein Flugzeug der Küstenwache. Das unter der Flagge von Panama fahrende Schiff war unterwegs von Bremerhaven nach Singapur, als das Feuer ausbrach. Die Besatzung konnte das Schiff verlassen – einige sprangen rund 30 Meter in die Tiefe ins Wasser, um sich zu retten. Ein Mensch starb.


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Die Situation war am Donnerstag zwar stabil, doch die Spezialisten konnten nicht viel mehr tun als Abwarten. Erst am Freitag betraten erstmals Bergungsexperten das Schiff. Mittlerweile wurde der Frachter mit einem Schlepper verbunden. Bisher ist allerdings noch nicht bekannt, wohin das brennende Schiff hingebracht werden soll. Immer noch brennt die „Fremantle Highway“, doch Feuer und Rauch nehmen ab, wie die Küstenwache mitteilte. (mit dpa)