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VW-Chef Blume schlägt weiter Alarm – „Hat es noch nie zuvor gegeben“

Quo vadis, VW? Konzernchef Blume spricht von einer alarmierenden Lage. Kritiker dagegen sprechen von Missmanagement.

Quo vadis, VW? Konzernchef Blume spricht von einer alarmierenden Lage. Kritiker dagegen sprechen von Missmanagement.
© picture alliance/dpa

VW-Beben: Mitarbeiter müssen zittern – Konzern will zuschlagen

Was bisher undenkbar war, ist neue Realität bei VW. Die Konzernspitze denkt über Standort-Schließungen nach. Auch die Beschäftigungssicherung soll fallen. Eine Zeitenwende in Wolfsburg.

VW-Chef Oliver Blume schlägt weiterhin Alarm. Um die Krise bei VW zu überstehen, brauche der Konzern unbedingt einen Wandel.

Kritiker dagegen geben der Chefetage die Schuld an der Misere.

VW-Chef: Kleinerer Kuchen, mehr Gäste

Konzern-Chef Oliver Blume hat die wirtschaftliche Situation bei Volkswagen als alarmierend bezeichnet. Bei der Marke VW sei die Lage so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen könne wie bisher, sagte Blume der „Bild am Sonntag“ (8. September). In Europa würden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängten neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt. „Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch“, sagte der Konzern-Chef.

Die gesamte europäische Autoindustrie befinde sich in einer sehr anspruchsvollen Lage – „in einer Lage, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat. Und das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, gerade bei der Marke VW“, sagte Blume. Einen Kahlschlag werde es aber nicht geben: „Wir stehen fest zum Standort Deutschland, denn Volkswagen hat ganze Generationen geprägt. Wir haben Mitarbeiter, deren Großväter schon bei Volkswagen gearbeitet haben. Ich will, dass auch ihre Enkel hier noch arbeiten können.“

Gleichzeitig appellierte der Manager an den Veränderungswillen: „In Volkswagen steckt aber auch das Wort wagen. Wir müssen wieder etwas wagen: Erfolg wagen.“

Linke zeigt auf VW-Aktionäre

Auch die Politik hat sich einmal mehr zur VW-Krise zu Wort gemeldet. Die Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, forderte VW-Aktionäre auf, Dividenden zurückzuzahlen: „Es ist unfassbar schäbig, dass ein Konzern wie Volkswagen, der erst im letzten Geschäftsjahr 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet hat, nun behauptet, er könne 5 Milliarden Euro nicht auftreiben, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Wenn VW Geld brauche, sollten Großaktionäre wie der Porsche-Piëch-Clan diese 4,5 Milliarden Euro zurückzahlen. „Es kann nicht sein, dass die Zeche für jahrelanges Missmanagement die Beschäftigten und am Ende der Steuerzahler zahlen, während sich die Aktionäre weiter bereichern.“

Um die Autoindustrie umzubauen und Jobs zu sichern, fordert die Linken-Chefin unter anderem eine staatliche Weiterbildungsgarantie für Beschäftigte sowie die Förderung der Produktion von E-Autos und modernen Zügen und Bussen. „Wenn nötig, müssen wir über Enteignungen und staatliche Beteiligungen nachdenken“, sagte Wissler.

SPD-Chefin für Kurzarbeit bei VW

SPD-Chefin Saskia Esken warf der VW-Spitze vor, die Elektromobilität lange Jahre nicht ernst genommen und gleichzeitig stark auf den Markt in China gesetzt zu haben. Doch genau dieser Markt schwenke nun vollständig auf Elektromobilität um und funktioniere für VW nicht mehr. „Das können wir mit politischen Maßnahmen alleine nicht lösen“, sagte Esken dem „Handelsblatt“. Finanzhilfen des Bundes zur Stabilisierung des VW-Konzerns schloss die SPD-Chefin aus: „Der Bundeshaushalt hat keine großen Finanzierungsspielräume.“ Esken schlug vor, den akuten Problemen bei VW mit Kurzarbeit zu begegnen. „Auch die in der Vergangenheit schon angewendete Viertage-Woche ist ein Modell.“


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Merz sieht „spürbare Schleifspuren“

Nach Ansicht des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ist VW dem politischen Willen seiner staatlichen Miteigentümer gefolgt und hat sich einseitig auf die E-Mobilität festgelegt. Dabei sei aber übersehen worden, dass weder die dafür notwendige Infrastruktur vorhanden sei noch ein günstiges Angebot in den unteren Preissegmenten. „Der Wegfall der ohnehin fragwürdigen staatlichen Kaufprämie für E-Autos praktisch über Nacht kurz vor Weihnachten im letzten Jahr hat dem Vertrauen der Verbraucher in den Kauf eines E-Autos dann den Rest gegeben. So kann man Wirtschaftspolitik einfach nicht machen, jedenfalls nicht ohne spürbare Schleifspuren in einer der wichtigsten Industrien unseres Landes.“ (dpa)