Quo vadis, VW? Für „Auto-Papst“ Ferdinand Dudenhöffer ist die Krise bei Volkswagen weniger hausgemacht als fremdverschuldet.
So zumindest lassen sich Dudenhöffers Aussagen zum VW-Beben deuten.
VW-Krise: „Wie eine heiße Kartoffel“
Die deutsche Autoindustrie habe sich komplett elektrifizieren wollen und sich dabei auch immer auf die Politik verlassen, sagte er der ARD. Zum Beispiel auf Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU), die ja auch einen „Green Deal“ angekündigt habe. „Und was machen dann die Politiker? Sie lassen das Elektroauto fallen wie eine heiße Kartoffel. Nehmen über Nacht die Prämien raus. Damit ist der Rückgang der Elektroauto-Verkäufe in Deutschland klar gewesen. Und in dieser Situation trifft es zum Beispiel VW relativ hart. Denn dort hat man als Erster in Europa aufs E-Auto umgesattelt.“
VW: Auto-Experte kein Habeck-Kumpel
Zugegebenermaßen habe es anfangs ja auch Software-Probleme gegeben. Stichwort Cariad. Auch das Design sei nicht bei allen gut angekommen. „Aber ein Großteil [der Schuld] liegt an der aktionistischen Politik in Berlin, die viel zerstört – so auch die Elektromobilität.“ Die Prämie für Hybridautos und Stromer habe gut funktioniert, die Verkäufe seien nach oben gegangen.
„Und dann kommt der kluge Wirtschaftsminister Robert Habeck“, sagt Dudenhöffer hörbar ironisch. Dass Habeck die Prämien gestrichen habe, habe den E-Markt „völlig zusammenbrechen lassen“. Was also solle man tun? „Am besten ohne Habeck weiterarbeiten“, sagt Dudenhöffer. „Das ist das totale Chaos, was da passiert.“
+++ Habeck wusste es schon 2019: Wird seine düstere VW-Prophezeiung wahr? +++
„Weniger als die halbe Wahrheit“
Dass die Betriebsräte die Schuld eher beim VW-Management sehen, sei nicht überraschend, sagte Dudenhöffer. „Das, was die sagen, ist weniger als die halbe Wahrheit. Das ist so ein Standard-Argument. Wenn irgendwo Jobs abgebaut werden sollen, melden sich die Betriebsräte und sagen ‚dieses böse Management‘.“ Natürlich könne jedes Management auch Dinge besser machen. „Aber VW hat ein anderes Problem. Kein Management-Problem. VW hat ein politisches Problem. VW ist eher ein Staatsunternehmen als ein Privatunternehmen“, sagt Dudenhöffer.
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Das VW-Gesetz brauche niemand, sagte Dudenhöffer der ARD. Es hindere den Konzern, in Richtung Zukunft zu gehen. Auch, dass das Land Niedersachsen bei VW im Aufsichtsrat sitzt und Stimmrecht hat, moniert der Auto-Experte. Weil auch die IG Metall entsprechend groß im Aufsichtsrat sitze, habe das Kapital bei VW – anders als bei anderen Unternehmen – eine minderbedeutende Rolle. „Wir haben bei VW über 50 Jahre Strukturen aufgebaut, die nicht wettbewerbsfähig sind. Das ist ein bisschen so wie ein Selbstbedienungsladen.“ Ganz anders – und viel besser – laufe es dagegen bei der tschechischen VW-Tochter Skoda. Die solle man sich mal zum Vorbild nehmen.