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VW-Krise: Wie heftig wackeln die Jobs? Experte spricht Tacheles

Bei VW brodelt es gewaltig. Der „Familienfrieden“ ist in Gefahr. Macht der Konzern ernst und schmeißt Mitarbeiter raus?

Bei VW geht die Angst um.
© Volkswagen AG

VW-Beben: Mitarbeiter müssen zittern – Konzern will zuschlagen

Was bisher undenkbar war, ist neue Realität bei VW. Die Konzernspitze denkt über Standort-Schließungen nach. Auch die Beschäftigungssicherung soll fallen. Eine Zeitenwende in Wolfsburg.

Die VW-Welt ist seit einigen Tagen eine andere. Dass es kriselt, war ein offenes Geheimnis. Aber, dass der Konzern dermaßen harsch reagieren würde, damit haben wohl die wenigsten gerechnet.

Nach 30 Jahren hat Volkswagen die Jobgarantie aufgekündigt, ab Juli 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich. Und: VW denkt auch darüber nach, Werke zu schließen. Beides ist eine Zäsur. Doch, wie sehr müssen die Mitarbeiter bei VW wirklich zittern? Ein Experte hat eine klare Meinung.

VW müsste hohe Hürden nehmen

„Business Insider“ hat mit dem Arbeitsrechtler Pascal Croset gesprochen. Für ihn sind Kündigungen bei VW eher unwahrscheinlich. Denn vorher müsste der Konzern viele Hürden nehmen. „Um betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen, muss VW zunächst nachweisen, dass Arbeitsplätze weggefallen sind“, sagte Croset. „Das wäre bei der Schließung eines Werks relativ einfach. Bei einer Werkschließung müssten jedoch Verhandlungen über Sozialpläne geführt werden – und zwar mit dem Betriebsrat, der meinte, es würde mit ihm keine Kündigungen geben.“

Macht’s VW wie Tesla?

Fakt ist: VW muss mehrere Milliarden Euro einsparen. Aus der Sicht des Arbeitsrechtlers ginge das auch ohne Kündigungen: Eine Lösung könne es sein, die Arbeitszeit um 20 Prozent und den Lohn um zehn Prozent zu kürzen. VW-Konkurrent Tesla will im Werk Grünheide Hunderte Mitarbeiter loswerden – mit einem „Freiwilligen-Programm“. Bei Volkswagen dürften die Abfindungen dann aber deutlich höher ausfallen – weil die Leute hier teils schon viel länger arbeiten. „Ich glaube, dass die Arbeitgeber auf Kündigungen verzichten werden, weil sie sich die hohen Abfindungskosten nicht leisten können“, sagte Croset. Aus seiner Sicht ist eine große und rasche und Kündigungswelle bei VW unwahrscheinlich – auch, weil der generelle Kündigungsschutz weiterhin gilt. Den müsste VW dann individuell aussitzen, oft mehrere Monate.


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Gleichzeitig sagte der Arbeitsrechtler zu „Business Insider“, das Ende der Jobgarantie bei VW deute auf eine Rückkehr zur Normalität in der deutschen Arbeitswelt hin. Volkswagen habe sich auf dem Weg zu Kündigungen über Jahre eine zusätzliche Hürde eingebaut. Erst jetzt bringe sich der Konzern überhaupt mal in die Lage, „agieren zu können wie ein normaler Konzern“. Dennoch sei es eine „erhebliche Erschütterung, dass bei VW überhaupt von Kündigungen die Rede ist.“