Die Krise bei VW geht auch an den Talkshows nicht vorbei. Markus Lanz (ZDF) hatte am Dienstagabend (17. September) SPD-Chef Lars Klingbeil zu Gast zum Thema Volkswagen.
Als gebürtiger Niedersachse hat Klingbeil fast schon VW-Stallgeruch. Zumindest kennt er sich gut aus. Der SPD-Chef nimmt die Mitarbeiter in Schutz – und kritisiert umso heftiger das VW-Management. Und CDU-Chef Friedrich Merz.
VW-Krise: 50.000 Jobs in Gefahr?
Die Lage in der deutschen Industrie nehme er als „hochbedrohlich“ wahr, sagt Klingbeil auch mit Blick auf VW. Lanz haut sogar eine Schock-Zahl raus. Er höre von Insidern, dass bei VW bis zu 50.000 Arbeitsplätze in Gefahr seien. Die Zahl kommentiert der SPD-Chef zwar nicht, aber die Regierung stimme sich eng mit dem VW-Betriebsrat ab. Auch er selbst werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen.
Beim Thema Werksschließungen wird es brisant. Markus Lanz bezieht sich auf VW-Experten: „Die sagen einem, es sei ihnen absolut rätselhaft, wie vor allem aus der SPD das ‚Nein‘ zu Werksschließungen kommen kann. Die sehen in die Bücher und sagen, dass das niemals funktionieren kann. Dass VW zwingend Werke schließen müsse.“
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Klingbeil sieht das anders: „Sowohl Werksschließungen als auch Kündigungen von Mitarbeitern müssen unbedingt verhindert werden.“ Dafür werde er sich mit aller Energie einsetzen. „Das ist doch auch keine Schuld der VW-Beschäftigten. Das sind unternehmerische Fehlentscheidungen getroffen worden. Und das jetzt auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen… Indem ich die rausschmeiße, so löse ich doch keine Konflikte bei Volkswagen.“ Natürlich müsse jetzt aber auch der Staat zusammen mit dem Unternehmen gucken, wie man es stärken kann. „Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Land besser aufgestellt ist, wenn wir eine gute und funktionierende Industrie haben. Daher geht es mir jetzt nicht um theoretische Debatten über Werksschließungen, sondern ganz konkret darum, was wir tun können, um die Arbeitsplätze und Standorte zu retten.“
VW-Krise: Drei Maßnahmen
Für ihn seien aktuell drei konkrete Fragen wichtig: Erstens müsse die E-Mobilität in Deutschland wieder gefördert werden. „Es gibt da verschiedene Modelle. Aber es muss einen Anreiz geben, dass Verbraucher ihre Zurückhaltung aufgeben und Elektrofahrzeuge kaufen. Das können Prämien oder steuerliche Vorteile sein. Da bin ich völlig offen. Aber ich erwarte, und Robert Habeck denkt ja auch darüber nach, dass es diesen Wiedereinstieg in die Förderung geben kann.“
Zweitens müsse die Lade-Infrastruktur sehr schnell ausgebaut werden. „Auch das ist ja ein Hemm-Faktor in diesem Land.“ Und drittens: „Es darf kein Wackeln bei der Elektromobilität geben. Das ist ja eine Debatte, die zum Beispiel Friedrich Merz aufmacht. Jetzt wieder zum Verbrenner zurück? […] In der SPD-Führung gibt es niemanden, der das in Frage stellt. Das wäre auch das Falscheste, das man tun kann.“
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Markus Lanz hakt nach: „Gibt es dann diese Prämien und Erleichterungen nur für VW? Oder fördern Sie dann auch die harte Konkurrenz wie BYD?“ Klingbeil sagt, er sei fest davon überzeugt, dass, wenn sich die E-Mobilität hierzulande durchsetzt, die deutschen Autobauer davon profitieren. Gefördert werden sollten aber alle Marken.
Lanz hinterfragt auch die Lade-Infrastruktur. Die auszubauen, sei ja eine Sache von Jahren. „Die ganze Transformation der deutschen Wirtschaft ist ja auch keine Sache von wenigen Monaten“, sagt der SPD-Chef. „Es ist aber auch psychologisch ein ganz wichtiges Signal, dass wir jetzt nicht diese Debatte um Elektromobilität aufmachen.“
HIER kannst du dir die Markus Lanz-Sendung von Dienstagabend noch einmal ansehen.