Deutliche Worte von VW-Chef Herbert Diess. In einem Gespräch mit dem Nachrichtenportal „Bloomberg“ nahm der VW-Boss kein Blatt vor den Mund.
Trotz aller Bemühungen befinde man sich „in einer eher noch schwierigeren Situation als im Jahr 2018, als ich übernommen habe.“ Grund dafür sei vor allem die Wahrnehmung von VW und anderen klassischen Autobauern auf dem Markt.
Tesla ist seit Jahren Marktführer im Bereich Elektromobilität. VW würde gern aufschließen, hat mit dem ID.3 zur Elektro-Wende geblasen. Doch die Realität zeigt ein ganz anderes Bild.
VW-Chef sieht Wettbewerbsnachteile
Nach dem Börsengang ist das US-Tech-Unternehmen um Mogul Elon Musk beinah 700 Milliarden Dollar Wert – und damit wertvoller als die nachfolgenden sechs Autohersteller zusammen. Tesla und VW trennen Welten. Im Dezember generierte Tesla allein in einer Woche durch den Verkauf neuer Aktien ein Kapital von unfassbaren fünf Milliarden Dollar – etwa die Hälfte des gesamten VW-Geldflusses in einem Jahr.
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Bei seinem Amtsantritt hatte Diess bereits darauf hingewiesen, man müsse sich an Firmen wie Apple, Amazon und Google orientieren, um auch langfristig als Automobilhersteller bestehen zu können. Doch von einer Innovationsfabrik scheint VW aktuell weit entfernt.
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Diess analysiert: „Was sich wirklich verändert hat – und das habe ich in diesem Ausmaß nicht erwartet – ist die Sicht des Kapitalmarktes auf unsere Industrie.“ Diess weiter: „Wir haben bislang nicht ausreichend nachgewiesen, dass wir unsere Stellung auch in diesem neuen Wettbewerbsumfeld behaupten können – unsere Bewertung fußt weiterhin häufig auf dem ‚alten Auto‘.“ Das führe zu einem „großen Nachteil“ wenn es um den Zugang zu benötigten Ressourcen gehe.
Diess: „Die Erneuerung geht noch zu langsam voran.“
Langfristig Konkurrenzfähig bleibe VW nur, wenn Kosten gesenkt werden würden und das Autogeschäft stärker auf Rendite ausgerichtet werde. Die ersten Maßnahmen dafür sind bereits gestartet. VW will innerhalb von zwei Jahren seine Materialkosten um etwa sieben Prozent senken, zudem sollen die Fixkosten bis 2023 um fünf Prozent gesenkt werden. Dafür verhandle man bereits mit den Gewerkschaften.
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Doch Diess mahnt: „Die Erneuerung geht immer noch zu langsam voran.“ Zu zögerliches umsteuern könnte schlimme Folgen, warnt Diess gegenüber „Bloomberg“ und ergänzt mit einem Fingerzeig in Richtung seiner internen Kritiker: „Nicht jeder erkennt die Bedrohung für unser Unternehmen in gleichem Maße.“ (dav)